Artikel #7
Interview!
Was heißt Verbindung mit
Der Natur eigentlich für mich?
#1 – Was bedeutet Verbindung mit der Natur für dich?
Ich kann mich an meinen ersten Abend in der Wildnis Afrikas erinnern: Vor mir war das warme Lagerfeuer hinter mir die kühle Nacht, ober mir der glitzernde Sternenhimmel, und rund um mich mysteriöse Tiergeräusche – obwohl all das für mich neu war, hat es sich wie Heimkommen angefühlt, und zwar, weil sich irgendwas in mir daran erinnert hat, dass ich ein Teil von all dem bin. Genau das ist die Natur für mich: Ein inneres Gefühl von Verbundenheit zu allem Leben auf der Erde. Ein Bewusstsein, dass uns die Erde nicht gehört, sondern wir zu ihr dazugehören, und dass nichts getrennt existiert, sondern alles von Natur aus verbunden ist. Ich sehe mich als Teil davon und meine eigene Natur als einen Spiegel der Wildnis selbst, also einen Ort der unbegrenzten Möglichkeiten, aus dem alles wachsen kann.
„DIE WILDNIS IST EIN SPIEGEL UNSERER EIGENEN NATUR, ALSO DEM ORT DER UNBEGREnzten Möglichlichkeiten IN UNS SELBST, aus dem alles wachsen kann.“
#2 – Welche Erlebnisse in und mit der Natur sind dir in besonderer Erinnerung geblieben?
Die Frage sollte eher lauten: welche nicht 🙂 Aber es gibt schon eine Erinnerung, die mich bis heute prägt; und zwar war das eine Nacht in einem Camp in Afrika. Wir saßen gerade beim Abendessen, als auf einmal nur wenige Meter an uns ein neugieriger Leopard vorbei vorbeiging, der uns schon länger beobachtet hatte. In diesem Moment hatte ich absolut keine Furcht, sondern einfach nur pure Begeisterung für dieses besondere Tier und dafür, dass es mir diesen Moment geschenkt hat. Das Gefühl dieser Begegnung hält bis heute an, denn es hat in mir den Willen entfacht, ganz aktiv etwas für die Natur zu tun. Ich persönlich möchte nicht auf einem Planeten leben, in dem es diese – und viele andere wilde, wunderbare Tiere – nicht mehr gibt und noch weniger möchte ich zu einer Generation gehören die einmal sagt: „hätte ich etwas getan“, sondern zu einer sie sagen kann: „wir haben etwas getan!“
„Ich möchte zu einer Generation gehören die einmal sagen kann:
„Wir haben etwas getan“, und nicht „hätten wir etwas getan!“
Ich war gerade erst einige Monate in Costa Rica …
… und habe dort jeden Abend an einem unberührten Strand bei einem Riff am Pazifik verbracht. Überall rund um mich und auf mir sind kleine Krebse herumgewuselt, haben sich gegenseitig verfolgt, ihre Fühler ausgestreckt und den Sand so aussehen lassen, als würde er sich bewegen, während hinter dem Meer die Affen im Regenwald gebrüllt und mit ihrem Geschrei sogar die Luft zum Schwingen gebracht haben. Vor mir haben die Fischreiher, genauso wie ich, die letzten Sonnenstrahlen auf der Steinplatte genossen und sind schlussendlich im Rhythmus der Wellen in den Sonnenuntergang geflogen …
… für mich gibt es nichts Schöneres als in einem lebendigen Ökosystem zu sein. Die reiche Vielfalt der Erde mitzuerleben. Die Fülle des Lebens im eigenen Körper zu spüren, sie tief in der Seele zu fühlen, und nicht zu verstehen, sondern zu spüren, dass diese Fülle immer da ist. Das sie nicht nur in mir selbst, sondern vor allem durch mich lebt. Das sie dann größer und mehr uns schöner wird, wenn auch ich meinen Beitrag für das Ökosystem leiste. Mich als Teil von ihm betrachte. Meine Natur lebe. Wieder hinausgehe, hinein in das Leben, zurück in das große Ganze, dass in einem einzigen großen Einklang schwingt …
In intakten Ökosystemen spüre ich immer am allerbesten, wie das Leben durch mich fließt. Wie die Natur zu mir wird und ich zu ihr. Wie der Regen das Meer wird, und das Meer der Regen. Wie das Licht zu Bäumen wird, und Bäume zum Schatten für andere. Wie sichtbar und unsichtbar alles miteinander verbunden ist. Wie alles Leben miteinander kommuniziert, spricht, sich austauscht, bereichert … das zu sehen und in mir selbst zu spüren in den unterschiedlichsten Momenten, egal ob in Costa Rica oder bei mir Zuhause im Wald, zählt zu den wertvollsten und unvergesslichsten Erlebnissen in meinem Leben.
„Für mich gibt es nichts Schöneres als in einem lebendigen Ökosystem zu sein. Die reiche Vielfalt der Erde mitzuerleben.“
#3 Was können wir von der Natur lernen?
Von der Natur können wir alles lernen, was wir für unser eigenes, gesundes und erfolgreiches Wachstum im Leben brauchen: Die Wildnis zeigt, dass echte Fülle dann entsteht, wenn wir frei und unbeschwert aus uns selbst wachsen, ohne uns zu limitieren, einzuschränken, unsere Talente, Begeisterungen, Begabungen in Formen zu pressen, sondern sie ganz einfach wild und frei und pur und echt und roh wachsen zu lassen, weil sich genau so, dass schönste Potenzial entfalten kann.
Von Bäumen und Pflanzen können wir lernen, wie echtes Wachstum immer außerhalb der Komfortzone liegt, nämlich nicht unter der Erde, sondern über ihr, wo es schon mal rau und ungemütlich sein kann, und das jene Erfahrungen die uns am meisten herausfordern, auch die sind, die um uns am besten voranbringen und aufblühen lassen.
Von den Jahreszeiten können wir – vor allem in einer leistungsorientierten Welt, die nach immerwährendem Wachstum strebt – lernen, dass echtes und gesundes Wachstum auch in Ruhezeiten stattfindet, und dass Pausen (Winter) kein Stillstand sind, sondern im Gegenteil ein wesentlicher Schritt von Wachstum selbst.
Vom Wasser können wir lernen, was es heißt im Fluss zu bleiben, weil die einzige Konstante im Leben, die Veränderung ist. Von der Erde können wir lernen, was es heißt, für andere da zu sein, immer und immer wieder bedingungslos zu geben. Die Ökosysteme zeigen uns – gerade im Umgang mit der Natur in der heutigen Zeit,- dass es nicht nur um das Nehmen, sondern auch um das Geben geht, damit das Gleichgewicht erhalten bleibt.
Und über allem können wir von der Natur lernen, dass wir immer genug sind wie wir sind, weil in einer Verbindung jedes Lebewesen seinen wertvollen Beitrag zum großen Ganzen leistet, und zwar genau so wie es von Natur aus ist, nicht anders.
Für mich ist die Natur unsere allergrößte Lehrerin. Ein Spiegel für uns selbst, und eine Mentorin, die uns immer zur Seite steht. Alle was wir tun müssen, ist wieder auf sie zu hören. 🙂
„Die Natur ist unsere allergrößte Lehrerin. Ein Spiegel für uns selbst, und eine Mentorin, die uns immer zur Seite steht“
#4 Und natürlich: Wie können wir wieder lernen, überhaupt eine Verbindung zur Natur aufzubauen?
Mit beiden Beinen Barfuß auf der Erde stehen, Augen schließen und sich vorstellen, dass Wurzeln aus einem wachsen – das ist eine Miniübung, die nicht nur mit der Natur verbindet, sondern einen auch wieder in sich selbst ankommen lässt. Verwurzelt mit den eigenen Ideen, Freuden, Begeisterungen und dem Gefühl der Sicherheit, dass wir auf der Erde immer gut versorgt sind, um unbeschwert unseren Weg zu gehen.
Die Verbindung mit der Natur beginnt für mich in der Verbindung mit der eigenen Natur. Damit wieder einen Zugang zu sich selbst zu finden: der inneren Stimme, all den Freuden, Begeisterungen, Gefühlen, Hoffnungen, Talenten, Begeisterungen, der eigenen Intuition … und ja auch den Ängsten oder Bedürfnissen, die in der schnellen Welt oft keinen Platz haben. Worum es geht, ist sich wieder ehrlich, bewusst zu werden über eigene Grenzen, Ressourcen, Sinn & Sein. Und all das beginnt mit einer kleinen Frage: Wie geht es mir heute, und was brauche ich, damit es mir gut geht? Darauf eine wirklich ehrliche Antwort zu geben, ist der erste Schritt und die Verbindung zu der Natur ist eine Konsequenz die folgt ,je stärker die Verbindung zu sich selbst wird, denn: in der Achtsamkeit zu sich selbst, beginnt die Achtsamkeit zu allem anderen!
Tipp: Wer die Verbindung zur Natur im außen spüren möchte, dem kann ich raten, sich einen Nationalpark, einen unberührten Wald oder ein Ökosystem zu suchen, das größtmöglich unberührt ist; sich mitten hineinzustellen, mit beiden Beinen am Boden, auf der Erde, die Augen zu schließen und zu fühlen, was es mit einem macht. Nach kurzer Zeit verändert sich etwas im Körper und der Seele, und genau dieses gute Gefühl gilt es nicht nur in der äußeren Natur zu haben, sondern in sich selbst zu finden, zu verankern und so überall zu spüren – selbst in der größten und lautesten Stadt.
„Die Verbindung mit der Natur beginnt für mich in der Verbindung mit der eigenen Natur. Damit wieder einen Zugang zu sich selbst zu finden.“
#5 Wo müssen wir uns öffnen, wo neu ausrichten und was mache ich, wenn ich in einer Großstadt lebe?
Woran ich glaube ist, dass es wir dann eine schönere Welt schaffen, wenn wir nicht nur die Natur, sondern vor allem auch uns selbst wieder „auswildern“. Und dazu muss niemand im Dschungel der Wildnis oder wie vor Tausenden von Jahren leben, ganz im Gegenteil, viel wichtiger ist es, die Natur genau dort wieder wachsen zu lassen, wo wir selbst gerade im Leben stehen. Denn egal ob man in der Großstadt oder irgendwo im Outback lebt; die Fragen bleiben die Gleichen: Was gebe ich der Natur zurück für das, was ich nehme? Wie achtsam bin ich mit meinen Ressourcen und den Ressourcen der Erde? Halte ich meine Natur klein, oder lasse ich sie frei wachsen? Sehe ich mich als Teil der Natur, oder stelle ich mich über sie?
„Wenn ich einmal nicht weiter weiß, und mich in der rastlosen Welt verliere, frage ich mich immer: Was würde die Natur jetzt tun?“
#6 Gerade kleine Auszeiten in der Natur können laut Studien ja einen großen Unterschied machen: Wie nehme ich mir die Zeit dafür, ohne mich am Ende noch gestresster von einem weiteren To Do auf meiner Liste zu fühlen.
An dieser Stelle frage ich mich immer, was würde die Natur jetzt tun? Und wie ich sie kenne, würde sie vermutlich raten: mache so viel oder so wenig du kannst. Gehe die Schritte, die sich gut anfühlen. Nimm dich selbst ernst und lass dich nicht stressen. Egal wie klein du beginnst, all das bringt dich näher zu dir und damit auch näher zu mir! PS: Mache „Done“ statt „To-Do“ Listen, und du wirst merken, dass du jeden Tag sehr viel mehr schaffst hast, also du denkst.
Die Verbindung mit der Natur ist kein Schalter, den man einfach umlegen kann, sondern eine Reise; ein ständiges Ausprobieren, Vorankommen und auch mal wieder Zurückfallen. Ich zum Beispiel habe damit begonnen, jeden Morgen 10 Minute später mein Handy aufzudrehen und stattdessen in Stille mit mir zu sein. Daraus sind irgendwann 30 Minuten geworden und heute verbringe ich mehrmals die Woche ein paar Stunden in der Natur. Was uns die Natur vor allem schenkt, ist Stille und Zeit für uns selbst – es ist besser, sich zu Hause 10 Minute für sich zu nehmen, als irgendwohin zu hetzten. Auch ich durfte mit der Zeit lernen: Die bessere Praxis ist die Realistische und nicht die Perfekte. Das zu finden, was wirklich zu einem passt, sich gut anfühlt und sich in das Leben integrieren lässt. Auch hier gilt es,seiner Natur zu lauschen und dem zu folgen, was sie einem sagt.
Let’s make nature Great again!
Wenn dich dieser Artikel inspieriert hat, freue ich mich, wenn du ihn auch mit anderen teilst,
und mich bei meiner Mission begleitest, ein neues Bewusstsein für die – eigenen – Natur zu schaffen.